Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine: Lohnt sich das?

Mikro-Plastikfilter Waschmaschine Aufmacher
Foto: AEG

Der eigene Haushalt ist eine der größten Quellen für umweltschädliches Mikroplastik. Ein Großteil davon entsteht beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern und gelangt mit dem Abwasser in Flüsse und Meere. Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine sollen das verhindern. Lohnt sich das?

  1. Mikroplastik: So gelangt es von der Waschmaschine ins Meer
  2. Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine: die Lösung?
  3. So nutzen Sie einen Mikroplastik-Filter: Modelle und Funktionsweise
  4. Wohin mit dem Mikroplastik-Filter nach dem Einsatz
  5. Mikroplastik von vornherein vermeiden
  6. Fazit: Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine

Christian Mascheck
Fachautor CRADLE

Mikroplastik: So gelangt es von der Waschmaschine ins Meer

Rund 60 Prozent der Bekleidung weltweit besteht ganz oder teilweise aus Kunstfasern wie Polyester, Polyacryl oder Elastan. Neben Fast-Fashion-Produkten haben auch Outdoor- und Sportbekleidung einen großen Anteil daran.

Beim Waschen in der Waschmaschine wird die Struktur der Fasern durch chemische und mechanische Einflüsse wie Waschmittel und Schleudern geschwächt. Bei jedem Waschgang ein wenig mehr. So kommt es nach und nach zu einem Abrieb von winzigen, nur wenige Millimeter großen Plastikteilchen.

Diese Makro-Aufnahme aus einer Waschmaschine zeigt das sehr deutlich:

Mikro-Plastikfilter Waschmaschine Kleidung
Gefährliche Lösung: Mikroplastik löst sich von den Fasern in der Waschmaschine.
Foto: AEG

Je mehr Wasser im Waschgang und je höher die Temperatur, desto mehr Faserabrieb, das haben Studien gezeigt. Über das Abwasser gelangt das Mikroplastik aus der Waschmaschine in die Kläranlagen, wo ein Teil herausgefiltert wird. Trotzdem landen jedes Jahr immer noch Hunderte Tonnen Mikropartikel aus Textilien im Meer.

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Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine: die Lösung?

Was also tun, um diese Flut von Mikroplastik zu stoppen? Die beste Möglichkeit bestünde sicherlich darin, die Teilchen direkt dort abzufangen, wo sie entstehen: Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine sollen verhindern, dass die winzigen Textilfasern überhaupt ins Abwasser und damit in die Umwelt gelangen.

In unserem Nachbarland Frankreich sind diese Filter ab 2025 für alle neuen Waschmaschinen gesetzlich vorgeschrieben. Eine solche Pflicht ist derzeit für Deutschland noch nicht in Sicht. Doch wer freiwillig mit einem Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine etwas für den Schutz der Meere tun will, hat auch hier schon jetzt die Möglichkeit dazu.

So sieht ein Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine aus:

Mikro-Plastikfilter Waschmaschine Funktionsweise
Die Funktionsweise von Mikroplastik-Filtern, die nachträglich an der Waschmaschine montiert werden können: Hier wird der Abwasserstrom durch Eigendruck durch den Filter geführt und Mikroplastik herausgefiltert.
Foto: AEG

Was ist Mikroplastik und woher kommt es?

Als Mikroplastik bezeichnet man Partikel aus synthetischen Kunststoffen, die kleiner als fünf Millimeter und nicht biologisch abbaubar sind. Sie entstehen hauptsächlich durch Zerfall und Abrieb größerer Plastikteile. In manchen Kosmetika, Wasch- oder Reinigungsmitteln werden Mikroplastikpartikel auch als Schleifmittel zugesetzt. Dies soll durch ein EU-weites Verbot, das für einige Produkte bereits ab Oktober 2023 gilt, schrittweise unterbunden werden.

Über das Abwasser oder die Luft gelangen die Plastikpartikel in die Umwelt, in Flüsse und Meere. Weltweit sind Kleidung aus Kunstfasern (35 Prozent), Reifenabrieb (30 Prozent) und Stadtstaub (24 Prozent) die Hauptquellen für Mikroplastik in den Meeren.

So nutzen Sie einen Mikroplastik-Filter: Modelle und Funktionsweise

Die Auswahl an Mikroplastik-Filtern für die Waschmaschine ist auf dem deutschen Markt noch begrenzt. Waschmaschinen mit fest eingebautem Filter bietet derzeit nur die Firma Grundig an. Der Filter befindet sich im Waschmittelfach, das Wasser wird mehrmals während des Waschgangs durch den Filter geleitet und dann abgepumpt. Bei bestimmten Waschprogrammen, die vor allem für Textilien aus Kunstfasern genutzt werden, wird der Filter automatisch aktiviert.

Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen zum Nachrüsten werden von verschiedenen Firmen angeboten:

  • Der Filter von AEG wird seitlich an der Waschmaschine an der Wand montiert, die Wasserschläuche werden durch den Filter geführt. Er funktioniert ohne Strom durch den Druck des Abwassers. Preis: ca. 90 Euro
  • Planet Care bietet einen Mikroplastik-Filter für ca. 60 Euro an, der auf den Abwasserschlauch geschraubt wird.
  • Auch Samsung hat seit 2023 einen externen Filter im Angebot, der an den Abwasserschlauch der Waschmaschine angeschlossen wird. Er kostet rund 140 Euro.
Mikro-Plastikfilter Waschmaschine externe Lösung
So sieht der externe Nachrüst-Filter für Mikroplastik bei Samsung aus.
Foto: Samsung

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Wohin mit dem Mikroplastik-Filter nach dem Einsatz?

Alle Hersteller versprechen, dass ihre Produkte 90 Prozent oder mehr der pro Waschgang anfallenden Mikropartikel zurückhalten. Unabhängige Tests dazu gibt es allerdings noch nicht.

Entscheidend für die Umweltbelastung ist aber nicht nur, wie viel Mikroplastik im Filter zurückgehalten wird, sondern auch, was danach mit dem Filter selbst passiert. AEG beispielsweise fordert seine Kunden auf, die Filter regelmäßig zu reinigen und über den Hausmüll zu entsorgen. Es besteht sonst die Gefahr, dass Mikroplastik auf diesem Weg wieder in die Umwelt und in Gewässer gelangt.

Samsung warnt ausdrücklich davor, den Filterinhalt in der Toilette oder über dem Waschbecken zu entsorgen - was natürlich auch höchst widersinnig wäre. Planet Care holt die gebrauchten Filterkartuschen immerhin kostenlos beim Kunden ab.

Mikro-Plastikfilter Waschmaschine Tauschfilter
Planet Care liefert die Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine mit einem Starter-Kit (Bild links). Die Einsätze der Kartusche werden in den Wasserablauf eingeklinkt (Bild rechts) und können in einer Art Abo getauscht werden.
Foto: Planet Care

Wie gefährlich ist Mikroplastik?

Zu den Auswirkungen von Mikroplastik auf Mensch, Tier und Umwelt gibt es noch viel Forschungsbedarf. Was wir wissen: Mikroplastikpartikel im Meer werden von dort lebenden Tieren mit der Nahrung aufgenommen. Bei verschiedenen Tierarten konnten Bestandteile davon im Blut, Fett- oder Muskelgewebe nachgewiesen werden. Laborversuche mit Krebsen, Seeigeln und Kleinstlebewesen zeigten negative Auswirkungen auf Wachstum und Fortpflanzung.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie gefährlich Mikroplastik für den menschlichen Körper ist und was wir dagegen tun können »

Mikroplastik von vornherein vermeiden

Noch besser, als Mikroplastik aus der Waschmaschine zu filtern, ist es jedoch, es gar nicht erst entstehen zu lassen. Hier ein paar Anregungen:

  • Weniger waschen, stattdessen ein Kleidungsstück auslüften lassen. Manche Waschmaschinen bieten hierfür auch ein spezielles Lüftungsprogramm, das obendrein mit Aktivsauerstoff üble Gerüche bekämpft.
  • Bei niedrigeren Temperaturen waschen.
  • Kleidung länger tragen, reparieren (lassen) statt wegwerfen, in Secondhand-Läden kaufen.
  • Beim Kauf neuer Kleidung möglichst Naturfasern statt Synthetik wählen.

Einkaufshilfe: Label für nachhaltige Kleidung

Die folgenden Textillabel stehen für Kleidung aus umweltfreundlichen Materialien, die nicht oder nur wenig zur Entstehung von Mikroplastik beitragen

         

  • EU-Ecolabel
  • Bluesign
  • Global Organic Textile Standard (GOTS)
  • IVN BEST

Das EU-Ecolabel und Bluesign zertifizieren schadstoffarme Kleidungsstücke aus Natur- und Kunstfaser. Nach GOTS und IVN BEST geprüfte Textilien enthalten keine synthetischen Fasern.

Fazit: Mikroplastik-Filter für die Waschmaschine

  • Beim Waschen von Textilien aus synthetischen Fasern lösen sich kleine Kunststoffpartikel, die nur wenige Millimeter groß sind. Dieses Mikroplastik gelangt über das Abwasser in Flüsse und Meere.
  • Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen sollen die Kunststoffpartikel abfangen, bevor sie ins Abwasser gelangen. Es gibt fest eingebaute Filter oder Filter zum Nachrüsten. Sie kosten zwischen 60−140 Euro.
  • Der Inhalt des Filters sollte über den Hausmüll entsorgt werden.
  • Ein bewusster Kauf von Kleidung hilft, die Entstehung von Mikroplastik von vornherein zu reduzieren.

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